Sonntag, 14. Januar 2007

Geschichte im Netz

Geschichte im Netz – Praxis, Chancen, Visionen
von Wolfgang Schmale

Zusammenfassung und Reflexion:

In der Einleitung des Textes legt der Autor seine positive Einstellung von Geschichtswissenschaft, die im Internet präsentiert wird fest. Die positiv besetzten Worte Chancen und Visionen sind hier bewusst geschrieben. Die drei Hauptkapitel sind eben die Praxis, die damit verbundenen Chancen sowie die zukünftigen Visionen.
Praxis:
In der Praxis sieht sich die Geschichtswissenschaft mit dem Problem konfrontiert, dass Websites schlicht qualitativ minderwertig, unreflektiert und zu unkritisch oder schlicht falsch sind. Daher stellen Seiten mit geschichtswissenschaftlichem Inhalt eine Minderheit in diesem Spektrum dar. Das Zusammenwirken von alten Medien (Bibliothek, Institutionen wie Uni) und neuen Medien (Internet) ist die momentane Herausforderung für Historiker. Dieses Zusammenwirken kann nur in einer sinnvollen Symbiose beider Medien erfolgen.
Die Remediation bezeichnet die Beibehaltung traditioneller Medien, die aber durch den Einfluss der neune Medien verändert werden. Andererseits werden aber die neuen Medien durch die alten moduliert. Seitengestaltungsprinzipen und proto-hypertextuelle Techniken werden ansatzweise schon für Bücher übernommen. Proto-hypertextuell deswegen, weil der Begriff Hypertext wesentlich weitläufiger ist. Die kurze und prägnante Schreibweise im Internet ist ein Novum. Die Volatilität bzw. die Fluidität ist ein oft gehörter Vorwurf an wissenschaftliche Websites, kann aber auch zur Auffindung von wissenschaftlicher Wahrheit dienen.
Chancen:
Unter den Chancen der Geschichte im Netz sieht der Autor eine Transformation der Geschichtswissenschaft als institutionalisiertes System. Er geht auf sechs Beobachtungsfelder ein:
1. Die Verflüssigung und Beschleunigung der Kommunikation, dh. die Verlagerung der Wissensbestände ins Netz; die Forschung beschleunigt sich dadurch ebenfalls, dieses Potential wird aber (bis jetzt) nur ansatzweise genutzt. Durch die Steigerung der E-Medienkompetenz kann man dieser Entwicklung helfen, da der Unterschied von wissenschaftlich hochwertigen und qualitativ minderwertigen Seiten schnell erkannt werden kann.
2. Der Autor stellt fest, dass das Publikum von geschichtswissenschaftlichen Seiten sich kaum von dem unterscheidet, die ihr wissenschaftliches Wissen auch von traditionellen Systemen (Bibliotheken) erfahren. Die weltweite Vernetzung ist auch gegeben, doch wird sie nicht so angewandt, wie es möglich wäre. Deutsche surfen auf deutschen Seiten, Österreicher auf österreichischen und Franzosen auf französischen. Barrierelosigkeit und Offenheit muss aber auch Qualitätsstandards erfüllen, und da wird die Kontaktfreudigkeit oft nicht so gepflegt wie es möglich wäre. Der Elfenbeinturm der Wissenschaften soll nun im Netz aber nicht durch (kostenpflichtige) Zugangsbeschränkungen wiedererrichtet werden. Das wäre das Abtöten des Entwicklungspotentials des Webs.
3. Der multimediale Charakter im Modus der Globalität ist ebenfalls ein Novum. Die Möglichkeit neben Text auch Bildmaterial oder Audiodateien abzurufen, ev. auch Filme zu erreichen, ist ein Beweis für die Multi- und Interdisziplinarität, die hier gewährleistet werden kann.
4. Die Interdisziplinarität, eine seit langem geforderte und betriebene Forschungsmöglichkeit, greift nun aber noch weiter: Zielgruppenoffenheit und die aktive Sinnbildung durch den Nutzer des Netzes erlangen hohe Bedeutung, klassische Wissensvermittlung erleidet einen Bedeutungsverlust.
5. Das elektronische Lernen, kurz E-Learning, oft auch Blended-Learning, ist ebenfalls eine noch zu nutzende Chance. Lernplattformen oder Internetgestützte Lehre bieten auch die Möglichkeit, dass erstens auf Daten schneller zugegriffen werden kann und zweitens Außenstehende ebenfalls an diese Daten herankommen. Projekte wie pastperfect.at lassen ebenfalls den nicht zu unterschätzenden Fun- Faktor mit einfließen.
6. Zu beobachten ist auch, dass aufgrund des sich bildenden Wissensnetzwerkes Einzelpersonen und Institutionen geschwächt werden. Dies verdeutlicht auch die nicht Technik-basierte Anwendungen von Möglichkeiten, Information und Daten in Netz zu stellen. Websites in HTML-Software werden von dem CMS- Lösungen (Content Management System) – die Teamsoftware – ersetzt.
Visionen:
Der Autor vergleicht die Entwicklung und die Nutzung des WWW (und bezieht sich dabei auf einschlägige Quellen) mit der Erfindung des Buchdrucks 1454. Es handle sich um eine Revolution, die nicht sprunghaft, sondern kontinuierlich vor sich geht. 1995 setzt er als Jahreszahl, in der das Web die Welt zu erobern begann. Der Wandel von fixen örtlichen Räumen hin zur geographischen Offenheit bzw. die lineare Struktur (eines Buches zB.) hin zum Hypertext prägen diese Entwicklung ungemein.
Die Fragen, die wir an die Geschichte stellen, sind an unsere Gegenwart rückgebunden. Unsere gegenwärtige Positionierung, durch das WWW zB., verschiebt sich jedoch immer mehr.
Reflexion:
Der Text von Wolfgang Schmale ist in den beiden ersten zwei Dritteln klar und verständlich geschrieben. Die Visionen waren für mich sehr schwierig zu durchschauen, zahlreiche, auch mir nicht geläufige Fremdwörter sind prägend, dem roten Faden und den Argumenten konnte ich nicht wirklich folgen. (Verglichen mit den Texten von Krameritsch und Gasteiner, die für mich verständlich und zum Schluss hin auch zum eigenständigen Denken und Reflektieren anregen). Höchst interessant waren die beiden ersten Kapitel (Praxis und Chancen), da sie in knapper überblicksartiger Form die momentanen Anwendungsbereiche der Geschichtswissenschaften im Netz sowie die Veränderungen derselben durch das Netz beschreiben. Als grobe Zusammenfassung aller bisher erworbenen Kenntnisse in dieser Lehrveranstaltung war es interessant sich noch einmal mit den Quintessenzen der Inhalte zu beschäftigen.

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